Platz-Design
Layout
Typ
Die Typisierung von Golfplätzen wird weithin von der jeweiligen Lage bestimmt. Neben dem klassischen Links-Kurse entlang einer sandigen Küstenlinie, unterscheiden wir die Typen Parkland, Heatland, Mountain, Downland, Woodland und Meadowland. Rund um den Bodensee treffen wir meist auf den Typ Parkland oder Mountain, bzw. auf Kombinationen dieser beiden. Typisch für die Parklandkurse ist die parkähnliche Landschaft mit saftig-grünen Fairways und schnellen Greens, die von vielen Bäumen gesäumt werden. In der östlichen Seeregion finden sich Plätze vom Typ Mountain, also geprägt von stark hügeligem Gelände, bis hin zu steilen Berglagen. Das ist nicht jedermanns Sache, bietet aber eine sportliche Herausforderung, die ihren eigenen Reiz hat.
Routing
Als Routing des Golfplatzes wird die Anordnung der Bahnen zueinander und die Spielreihenfolge bezeichnet. Beim traditionelle Routing an den windigen Küsten Schottlands wurde die vorherrschende Windrichtungen zum wichtigen Faktor. Man wollte 9 Löcher in den Wind und 9 Löcher mit Rückenwind spielen. Folglich wurden die Plätze so angelegt, dass die ersten 9 Löcher vom Clubhaus weg («out») bis zum maximal entfernten Punkt führten. Dort kehrte man um und spielte 9 Löcher wieder zurück («in») zum Clubhaus. Heute werden Golfplätze anders gebaut. Beim modernen Routing steht das Clubhaus meist in der Mitte des Golfplatzes, so dass dort jeweils eine Schleife von 9 Löchern beginnen und auch wieder enden kann.
Layout
Das Layout umschreibt den inneren Aufbau, sozusagen die Choreografie einer einzelnen Spielbahn.
Im Wesentlichen gelten vier Stile.
Heroisches Design: Je gelungener der Abschlag z.B. übers Wasser, umso kürzer wird der zweite Schlag. Der mutige und gute Spieler wird belohnt. Je mehr er sich vom Abschlag zutraut, desto besser ist die Ausgangslage aufs Green.
Penal Design: Fehlschläge werden mit unwiderruflich verlorenen Bällen bestraft, z.B. wenn das Green bei einem Par 3 auf einer Insel liegt. Nur wer wagt, der gewinnt. Dieses bestrafende Design wird heute weithin als unfair angesehen und hat an Bedeutung verloren.
Free Way: Dabei existiert nur eine Spiellinie, die gerade zum Grün führt. Solche «Autobahnen» werden gern als Startlöcher gesetzt. Auf einem guten Golfplatz sollten sie deutlich in der Minderheit sein, da sie strategisch langweilig werden.
Strategisches Design: Dieser Variante bietet jeweils mehrere Wege zum Grün. Der Architekt legt dem Golfer Hindernisse in den direkten Weg, die er über- oder umspielen muss. Er ist also gefordert, seinen Kopf einzuschalten um sich entsprechend seiner Spielstärke den erfolgversprechendsten Weg zur Fahne zu suchen. Das strategische Design will individuelle Spielmöglichkeiten für den ambitionierten Golfer wie für den Hobbyspieler bieten.
Inszenierung Golfplatz
Was macht einen guten Golfplatz aus? Ganz einfach: dass man ihn gern spielt. Dazu braucht es ein Platzdesign, bei dem jede Bahn zum Erlebnis werden kann, ohne den Spieler mit Eindrücken oder Problemen zu überfrachten. Der Spieler erwartet, dass der Parcour herausfordert, aber er soll fair sein. Er soll eine unterhaltsame Herausforderung für Golfer aller Klassen bieten, pointiert gesagt: Eine Golfrunde sollte 18 Inspirationen bieten.
Damit wird das Platzdesign zu einer komplexen Aufgabe. Es muss die Ansprüche von sportlicher Spielstrategie und der Landschaftsästhetik mit ökologischen und ökonomischen Faktoren vereinen. Dazu braucht es eine je eigene Dramaturgie. Es ist wie beim Schauspiel, einer Oper oder Sinfonie. Ein guter Golfplatz ist eine Inszenierung mit einem wohl kalkuliertem Spannungsbogen, der auch den potentiellen Spielwitz erkennen lässt.
Eine Inszenierung der unterschiedlichen Akte sieht im Idealfall so aus: Der Auftakt will den Spieler einstimmen und mit dem Parcour warm werden lassen. Anschließend folgen unterschiedliche Herausforderungen, die zu Höhepunkten werden, oder die jeweilige Frustrationstoleranz ausloten. Sonst wären es ja keine Herausforderungen. Immer wieder braucht es kurzweilige Zwischenspiele, etwa über ein Wasser oder um einen Baum herum, auch retardierende Momente zum Entspannen sowie Konfliktsituationen, in denen die richtige Strategie gefunden werden muss. Schließlich sollte die Runde mit einem lustvollen Finale enden, dass noch einmal möglichst viele Sinne anspricht und mit Befriedigung einlochen lässt.
Klassifikation
Ein faires Design bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Spielelemente und Hindernisse so platziert wurden, dass sich immer eine dem Leistungsniveau angepasste, spielbare Route finden lässt. Jede Anlage ist jedoch ein Unikat. Um Spielergebnisse auf unterschiedlichen Golfplätzen einstufen zu können, werden weltweit alle Plätze klassifiziert. Dafür gibt es klare Kriterien:
Das Par
In der Regel hat ein Platz vier Par-3, zehn Par-4 und vier Par-5 Bahnen. Davon kann es, je nach Gelände und Design, Abweichungen geben. Auch die jeweiligen Längen können variieren, wobei der Spielraum standardisiert ist:
Par-3: Damen bis 192 m / Herren bis 229 m
Par-4: Damen 193-366 m / Herren 230-430 m
Par-5: Damen ab 367 m / Herren ab 431 m
Hindernisse
Bewertet werden weiterhin die Hindernisse und andere Erschwernisse, die sich aus der Topografie und dem Design ergeben. Dazu zählen die Breite und Beschaffenheit der Fairways, die Größe und Sichtbarkeit der Greens, deren Schnelligkeit und Konturen, Bunker, Wasserhindernisse, Bäume und anderes, bis hin zu den Ausgrenzen und psychologischen Parametern.
Course Rating
Der CR-Wert gibt die Schlagzahl an, die ein Scratch Golfer durchschnittlich auf dem gesamten Platz benötigt, z.B. 71,3. Für die Bewertung jedes Platzes wird jedoch die spielerische Herausforderung für zwei Spielklassen ermittelt. Zum einen für den Scratch Golfer mit Vorgabe 0, zum anderen den Bogey Golfer, also den durchschnittlich guten Golfer mit Vorgabe 20.
Slope
Der Slope-Wert setzt die Schwierigkeitswerte eines Golfplatzes für Scratch- und Bogey Golfer ins Verhältnis. Er kann zwischen 55 und 155 liegen. Dadurch kann die Vorgabe jedes Spielers an die Schwierigkeit des jeweiligen Golfplatzes anpasst werden. Genial!
Golf & Natur
Ökobilanz
Je nach Standort, Bauweise und Art der Pflegemaßnahmen kann die Ökobilanz eines Golfplatzes positiv oder negativ sein. Ein aktiver Naturschutz gehört heute zu den Qualitätsstandards eines Golfclubs. Mittlerweile gibt es Golfplätze mit einer derart konsequenten ökologischen Ausrichtung, dass sie sogar in Naturparks genehmigt und mit Umweltpreisen ausgezeichnet werden.
Flächenverbrauch
Für einen 18 Loch Platz mit allen infrastrukturellen Einrichtungen werden 60 bis 75 ha an Fläche benötigt. Davon bleiben etwa drei Viertel dieser Fläche naturbelassenes Rough. Wurde das Areal vorher intensiv von der Landwirtschaft genutzt oder wird alternativ zum Golfplatzbau ein Gewerbe- oder Wohngebiet geplant, so ergibt sich fast immer eine positive Ökobilanz für den Golfplatz.
Naturnahe Strukturen
Der Flächenanteil der Roughs wurde auf vielen Plätzen erhöht. Auch das erweiterte Anpflanzen von Hecken, Feldgehölzen und Obstgärten liegt im ökologischen Trend. Eingedohlte Bäche werden wieder renaturiert und naturnahe Gewässer integriert. Durch artenreiche Blumenwiesen- und Kräutersaaten sowie Kleinstrukturen wie Totholz- und Lesesteinhaufen entwickeln sich neue Lebensräume für eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt.
Wasserverbrauch
Die Greens und Fairways müssen während Trockenperioden beregnet werden. Moderne Bewässerungssysteme minimieren den Wasserverbrauch durch den Einsatz spezieller Sprinklerköpfe, Anbindung an Wettersatelliten und eine zentrale Steuerung. Zudem wird das versickernde Wasser (vor allem Regenwasser) von einem unterirdischen Drainagesystem aufgefangen und zurück in die Wasserreservoirs geleitet. Zunehmend wird auch Klärwasser verwendet, das beim Einsickern gereinigt wird und so dem Grundwasser zugute kommt. Die dichten Rasensorten und qualitativ hochwertigen Böden der Golfplätzen gehören zu den besten Filtrierungssystemen für verschmutztes Wasser.
Einsatz von Pestiziden
Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger werden heute nicht mehr als vorbeugende Standardrezeptur eingesetzt, sondern nur noch nach Bedarf. Außerdem beschränkt sich ihr Einsatz in der Regel auf die Greens. Schon 1995 ergab eine britische Studie des Central Science Laboratory eine durchschnittliche Applikation von 0,4 kg pro Hektar auf Golfplätzen. Nicht intensiv genutztes Grasland kam auf 0,1 kg und Anbauflächen für Getreide auf 3,8 kg pro Hektar. Betrachtet man allerdings die Greens isoliert, so ergab sich eine Applikation von 15 kg. Zum Vergleich: Kartoffeln benötigen 11,7 kg und Obstplantagen 12,5 kg.
Artenvielfalt
In der Nähe zersiedelter Gebiete oder ausgeräumter landwirtschaftlicher Flächen können Golfplätze ein wertvolles Rückzugsgebiet für Flora und Fauna bieten. Beispiele belegen, dass dies bereits nach wenigen Jahren zu einem signifikanten Artenzuwachs führt. Am nördlichen Bodensee beteiligen sich fast alle Golfclubs am Projekt «Wir fördern Artenvielfalt – Lebensraum Golfplatz». Das Projekt wurde 2020 vom Baden-Württembergischen Golfverband gemeinsam mit dem Umweltministerium auf den Weg gebracht.
«Wohlfühl-Qualität»
Golfplatz Ravensburg